Vor unserer mehrmonatigen Fahrt nach Schweden will ich unbedingt noch das Motor-Kühlwasser wechseln und den Wärmetauscher reinigen lassen. Gefühlt kommt wenig Wasser aus dem Kühlwasserauslauf und ich fühle mich nicht wohl mit dem Kopfkino, was alles passieren könnte. Wie sich zeigen wird, hat mich mein Gefühl nicht getäuscht.
Doch zunächst einmal von vorne. Die jährliche Motorwartung mache ich (wie viele Bootseigner) im Regelfall selbst. Ich habe dabei bisher den periodischen Austausch des Kühlmittels (Vorgabe: Alle 48 Monate oder 2000 h) und die Reinigung des Wärmetauschers ausgelassen. Bei unserem ersten Boot war der Motor noch fast neu (Austauschmotor) und dies daher noch nicht nötig. Die BALINA haben wir erst vor einem Jahr gekauft, der Motor ist aber von 2006 und ich habe keine Informationen darüber, wann die Voreigner diese Arbeit zuletzt ausgeführt haben.
Ich habe schon mehrfach davon gelesen, dass verschlammtes Kühlwasser oder vor allem ein verstopfter Wärmetauscher der häufigste Grund für eine Motorüberhitzung sind. Und so eine Überhitzung des Motors passiert sicher genau in den brenzligen Situationen, in denen man den Motor wirklich braucht. Ich möchte es auf jeden Fall vermeiden, während unseres Törns ein Motorproblem (oder auch nur die Angst davor) zu haben.
Theoretisch können diese Arbeiten auch selbst erledigt werden, ich traue es mir jedoch noch nicht zu. Außerdem ist die Zeit vor unserer Abfahrt knapp, und ich habe keine Lust, mich um die Entsorgung des alten Kühlmittels und die Reinigung des Wärmetauschers selbst kümmern zu müssen. Und was ist, wenn ich etwas falsch mache?
Also beauftrage ich einen Volvo-Penta-Service in der Nähe unseres Heimathafens und bekomme kurzfristig einen Termin. Der Mechaniker schaut sich kurz alles an und beginnt direkt mit dem Ablassen des Kühlwassers. Es ist tatsächlich schon recht schlammig. Dann öffnet er den Wärmetauscher und baut das Röhrenbündel aus, um es zur Reinigung mit in die Werkstatt zu nehmen. Natürlich müssen dafür einige andere Teile abgebaut werden, die im Weg sind. An diesem Punkt hat sich der ganze Aufwand schon gelohnt, denn die Röhren des Wärmetauschers sind tatsächlich schon sehr mit Muscheln und anderem Dreck zugesetzt! Ich frage mich, wie die den Weg am Seewasserfilter vorbei gefunden haben. Auch findet sich dort ein abgerissener Flügel eines Impellers.

Im Wärmetauscher tauschen das Kühlwasser des inneren Kreislaufs und das Seewasser ihre Wärme aus. Das Seewasser fließt dabei durch die vielen kleinen Röhren, die auf dem Bild zu sehen sind, und nimmt dabei die Wärme des Kühlwassers auf und kühlt dieses ab. Danach fließt das erwärmte Seewasser zusammen mit den Abgasen außenbords.
Dem Mechaniker fällt auf, dass der Abgaskrümmer, in dem Seewasser und Abgase zusammengeführt werden, ebenfalls fast dicht ist. Das sei ein häufiges Problem, wenn die Motoren immer nur kurz und mit geringer Drehzahl gefahren werden und nie richtig heiß werden können. Er zeigt mir das Teil und ich bin schockiert. Ein Foto habe ich leider nicht gemacht. Gut, dass das nun auch getauscht wird.
Der Mechaniker kommt mit gereinigtem Röhrenbündel, neuem Ausgleichsbehälter (dessen Reinigung hätte sich nicht gelohnt), neuem Abgaskrümmer und Kühlflüssigkeit zurück. Er baut alles zusammen, füllt neues Kühlmittel auf und lässt den Motor zur Probe einige Zeit am Steg unter Last laufen. Dabei schaut er sich auch alles andere an und stellt fest, dass augenscheinlich alles am Motor in Ordnung ist. Das hört man doch gerne.
Am Ende bin ich glücklich und konnte mein Vertrauen in den Motor stärken. Ich bin aber noch nicht sicher, ob ich diese Arbeiten zukünftig selbst erledigen oder doch lieber wieder machen lassen würde.
Durch den nicht geplanten Abgaskrümmer wurde die Reparatur natürlich deutlich teurer als gedacht. Ich muss unwillkürlich an den Spruch BOAT: Break out another thousand denken.