Nur wenige Wochen vor dem geplanten Start unserer großen Reise nach Schweden sind wir am Wochenende entspannt auf dem Wasser unterwegs. Plötzlich funktioniert der Autopilot nicht mehr und zeigt nur noch den Hinweis LOW VOLTAGE an. Unmittelbar danach fallen weitere Instrumente (Wind, Tiefe, etc.) ebenfalls aus. Der Batteriemonitor zeigt für die Verbraucherbatterie eine Spannung von nur noch 9 V an, was für ein 12-V-System viel zu wenig ist und auf einen Defekt schließen lässt.
Natürlich sind auf der BALINA die Verbraucher- und Starterbatterien voneinander getrennt, sodass die Entladung der Verbraucherbatterie die Starterbatterie nicht beeinflusst. Wie wichtig das ist, mussten wir auf unserem ersten Boot auf die harte Tour lernen, aber das ist eine andere Geschichte. Der Motor springt also ohne Probleme an. Da nun die Lichtmaschine wieder für ausreichend Spannung sorgt, können wir die Fahrt mit funktionierenden Instrumenten sicher zum Hafen fortsetzen.
Eine kurze Analyse zurück am Liegeplatz zeigt, dass die Verbraucherbatterie sowohl unter Motor als auch mit Landstrom zwar wieder aufgeladen wird, die Spannung beim Anlegen einer größeren Last (wie z. B. der Kühlbox) ohne Unterstützung durch Ladegerät bzw. Lichtmaschine aber direkt wieder einbricht.
Wir brauchen also definitiv neue Batterien - und das in nur kurzer Zeit!
Die alten Batterien
Die BALINA ist bisher mit zwei 145 Ah Verbraucherbatterien von Vetus von 2018 und einer 60 Ah Starterbatterie unbekannten Alters ausgerüstet. Beides sind Standard-Blei-Säure-Batterien.
Ich bin froh, dass die Batterien noch vor unserem großen Törn nach Ostschweden den Geist aufgegeben haben. Mit unserem ersten Boot hatten wir tatsächlich das Pech, unterwegs in Dänemark eine schwächelnde Batterie zu haben. Die Auswahl vor Ort war dann sehr begrenzt, teuer und der Transport wäre ebenfalls schwierig geworden. Damals haben wir es dann sein lassen und sind mit der schwächelnden Batterie (fortan ohne Kühlbox) noch weiter gefahren.

Wahl der neuen Batterien
Diesmal haben wir jedoch Glück und gerade noch genug Zeit, um eine gute Wahl zu treffen und vom Online-Angebot und bequemer Lieferung profitieren zu können. Um den Austausch zu erleichtern, suche ich nach Batterien mit möglichst gleichen Einbaumaßen. Nach dem Wälzen unzähliger Ratgeber und Datenblätter, dem Vergleichen der Abmessungen, Preise etc. kann ich schließlich eine Entscheidung fällen. Meine Wahl fällt auf AGM-Batterien des Herstellers Exide.
Verwendung | Modelbezeichnung | Kapazität | Gewicht |
---|---|---|---|
Starter | Exide AGM EK600 | 60 Ah | 17,9 kg |
Verbraucher | Exide Dual AGM EP1500 | 2x 180 Ah | 2x 50 kg |
Der Preis für alle drei Batterien zusammen liegt bei 940 €.
Ich entscheide mich gegen Lithium-Batterien, obwohl ich damit sicherlich auf der gleichen Fläche bei weniger Gewicht deutlich mehr Kapazität unterbringen könnte. Dagegen spricht für mich aber vor allem der wesentlich höhere Preis. Auch die Nachhaltigkeit bzw. die Wiederverwertbarkeit am Ende der Lebensdauer soll im Vergleich zu den herkömmlichen Batterietypen nicht so gut sein. Außerdem müssen wir ja nicht komplett autark sein. Rechnerisch sollten zwei Nächte vor Anker mit den gewählten Batterien möglich sein. Das reicht uns vorerst völlig aus.
Ich habe mich für AGM und gegen Gel-Batterien entschieden, da ich alle Batterien vom gleichen Typ (und somit mit der gleichen Ladecharakteristik) haben möchte - also auch die Starterbatterie. Und Gel-Batterien sind nach meinen Nachforschungen dafür nicht geeignet. Zudem werden auch die Verbraucherbatterien mal von höheren Lasten belastet, z. B. durch die Ankerwinde. Somit erscheint mir AGM als die beste Wahl.

Einbau der neuen Batterien
Der Einbau der neuen Batterien an Bord ist recht einfach, aber aufgrund der hohen Gewichte auch kräftezehrend und daher am besten mit einer helfenden Hand erledigt. Im Prinzip muss ich nur die Kabel von den alten Batterien entfernen, die Batterien raus wuchten und das Batteriefach gleich mal sauber machen. Dann die neuen Batterien an Bord schleppen, in das Fach bugsieren und wieder anschließen. Bei der Gelegenheit erneuere ich noch die ein und andere Batterieklemme und ergänze fehlende Abdeckungen an den Batteriepolen.
Vor allem aber baue ich endlich auch den schon länger herumliegenden Batteriemonitor BMV-712 Smart von Victron Energy ein. Genauer gesagt dessen Shunt, die Anzeige selbst erstmal noch nicht, da ich noch unschlüssig bin, wo ich die am liebsten platziert hätte. Den Verbrauch und Ladezustand der Batterie kann man dann aber schon per App abfragen. Um den Shunt in die Minus-Leitung der Batterie einzuschleifen, lasse ich mir ein 40 cm langes Kabel mit einem Querschnitt von 95 qmm von SVB verpressen, da ich das nötige Werkzeug nur für wesentlich kleinere Querschnitte besitze.

Fazit
Auch ein Jahr nach dem oben geschilderten Einbau bin ich mit meiner Auswahl noch sehr zufrieden. Es gab keine Probleme mit den neuen Batterien oder dem Batteriemonitor und die Kapazität hat für unsere Zwecke bisher auch ausgereicht. Eine Nacht vor Anker ist trotz Kühlbox und Ankeralarm auf dem Plotter locker drin, bei der zweiten Nacht muss man dann etwas sparen oder zwischendurch mal motoren, um die Batterien etwas aufzuladen. Andernfalls würden die Batterien etwas tiefer entladen, als ich ihnen im Normalfall zumuten möchte. Sollte uns das so in Zukunft einmal nicht mehr reichen, würde ich in Solarpaneele investieren, um die Laufzeit zu verlängern.